Bescheiden, aber beherzt

Fragend, nicht schon voreingenommen, selbstkritisch, bescheiden sein... Es aber beherzt wagen, sich engagiert in unterschiedlichste Handlungsfelder miteinzubringen, mitzudenken, mitzuwirken. Haben wir zu solchem trotz auch ernüchternden Erfahrungen noch genügend Elan? Wir denken, machtgewohnte Menschen dominieren mit ihren Ansichten sowieso. Sie nehmen sich mit ihren Überzeugungen ungern zurück, tun sich schwer damit, auch solchen Menschen wertvolle Einsichten zuzutrauen, die etwas weniger wortgewandt sind als sie.

Der Apostel Paulus, ein eigentlich machtgewohnter Mann, hält hier inne, bringt es in diesem Briefausschnitt auf den Punkt und... ist mit seiner Haltung nachahmenswert: Selbstverständlich treibt es ihn an, sich mit Leib und Seele, mit Herzblut für eine segensreiche Ausgestaltung der ersten, christlichen Gemeinden einzusetzen. Tief ergriffen vom neuen Glauben möchte er den Vorgaben von Jesus Christus und seiner Botschaft engagiert nachfolgen. Fundamentalen Grundsätzen will er unbedingt treu bleiben. Aber... Paulus erkennt, dass er und seine Einsichten nie als vollkommen zu betrachten sind, er deshalb bescheiden bleiben und immer auch bereit sein muss zum neu und nochmals anders denken. Im Austausch mit Mitmenschen und auch im stillen Kämmerlein mit Gott, sind Korrekturen zu akzeptieren. Auch ein Apostel Paulus will sich nicht allwissend geben.

In den vielen Herausforderungen unserer modernen Welt, in der Politik etwa und auch in Herausforderungen, was die aktuelle Ausgestaltung von Kirche angeht, könnte dieses Pauluswort als Basis gut dienen.

 

Viel Polemik und Kämpfe mit harten Bandagen würden eingedämmt. Freundschaftliches Anpacken und ein Nachjagen zum Guten, was einem konstruktiven, miteinander Unterwegs-Sein dient, können entspannt angegangen werden: Eigene Unvollkommenheit ist stets mit dabei, muss unbedingt mitbedacht werden.

 

Marlies Widmer, Sozialdiakonin/Laienpredigerin