Schönheit an überraschenden Orten

Jetzt im Sommer treibt es einen hinaus aus den Häusern. Die schönen Worte von Paul Gerhards Lied: «Geh aus mein Herz und suche Freud» begleiten uns manchmal dabei. Dabei etwas von der Schönheit unserer Welt zu entdecken, sich von ihr verzaubern zu lassen, wer möchte das nicht?

Kürzlich hatte ich Gelegenheit, mit meinen alten PfarrkollegInnen aus Luzern einen Quartierrundgang in einem Stadtviertel Luzerns zu machen, das war richtig überraschend. Auf der Homepage des Anbieters las ich zu diesem Rundgang mit dem Thema: «Augenweiden»: Das Untergrund-Quartier in Luzern (zwischen Basel- und Bernstrasse), oft als Schmuddelecke abgestempelt, birgt Schönes und ganz schön Hässliches.

Der Verein UntergRundgang und das Kunstduo solerluethi haben sich zusammengetan. Nicht nur, um die versteckte Ästhetik im vermeintlich Hässlichen aufzuspüren. Es geht auch darum zu zeigen, wie das gelebte soziale Miteinander das gesellschaftlich Schöne hervorbringt. Der Rundgang war richtig eindrücklich. Bisher machte ich stets einen weiten Bogen um dieses Quartier.
Das Schlösschen «Gütsch», das über diesem Quartier thront, kennt zwar jede und jeder. Das Quartier unten jedoch kaum. Menschen aus rund 80 Nationen wohnen dort. Viele Lokale sind zu finden, viel Alkohol und andere Drogen, viele, die eher am Rand unserer Gesellschaft leben.
Die Begeisterung, die von den Tourführerinnen und -führern für die Schönheit ihres Quartiers ausging, versetzten uns alle ins Staunen. In diesem Quartier wird gelebt, viele Menschen sind unterwegs, dazu täglich 660 Züge, tausende von Autos, selbst über tausend Fahrräder. Das Quartier ist kleiner als Bergün, kleiner als Filisur. Menschen aus 80 Nationen? Nein, bei uns pulsiert es nicht so heftig, das Leben. Wir haben dafür schöne Häuser. Doch was heisst schön?

«Es geht auch darum zu zeigen, wie das gelebte soziale Miteinander das gesellschaftlich Schöne hervorbringt.»

So liest man es auf der Homepage. Ob auch wir so einen Rundgang mit diesem Thema durch unsere Dörfer machen könnten?

 

Pfarrer Thomas Widmer